Factoring Ist Ein Instrument Zur Unterstützung Der Wirtschaft In Der COVID-Krise, Eine Aussicht Aus Frankreich
Autor: Oussama Limem, Business- und Anwendungs-Experte bei CODIX
Pandemie ist ein Begriff, über den sich in der Vergangenheit die Wenigsten Sorgen machten, der jedoch aufgrund von COVID-19 zu einem Teil unseres Alltags geworden ist. Die Pandemie hat enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft und wird die Stabilität der Welt in den nächsten Jahren möglicherweise beeinträchtigen. Nach Angaben der Weltbank wird das globale BIP in diesem Jahr um 5,2% schrumpfen, was als die schlimmste globale Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg anzusehen ist. Derselben Quelle zufolge werden die wirtschaftlichen Aktivitäten in den wichtigsten Industrieländern um 7% und in den Schwellenländern um 2,5% zurückgehen. Um dieser “dramatischen” Situation entgegenzuwirken, haben alle Regierungen entscheidende Maßnahmen ergriffen – mitunter finden sich steuerliche und wirtschaftliche Konjunkturmaßnahmen sowie ein durchdachter Rettungsplan. Das (in zwei Phasen) verabschiedete französische “Rettungspaket“ wird in dem folgenden Text vorgestellt, um über die Maßnahmen und Lösungen der französischen Regierung aufzuklären. Mit diesen Schritten sollen die negativen Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft angegangen werden.
1. Beschäftigungsbezogene Maßnahmen
Im internationalen Vergleich hat Frankreich den französischen Arbeitnehmern am meisten geholfen und 20 Milliarden Euro für die folgenden Maßnahmen entgegengebracht:
- Kurzarbeit: Eine Ausgleichszahlung von mindestens 70% des vorherigen Bruttoverdienstes; Diese kann vom Arbeitgeber erhöht werden und wird auch im Falle einer Vertragsaussetzung an die Arbeitnehmer weiterbezahlt. Der maximale Prozentsatz der Lohnausfallzahlung beträgt 95%.
- Sozialversicherungsbeiträge: Auf das Kurzarbeitergeld leisten die Arbeitnehmer keine Beiträge zur Sozialversicherung. Eine Vielzahl anderer Maßnahmen wurden auch vorgestellt, darunter verbindliche und freiwillige Gewinnbeteiligungsmodelle, Berufsausbildungen und Steuerbefreiungen für Überstunden.
2. Zollmaßnahmen:
Zahlungserleichterungen und Maßnahmen, die die vorübergehende Lagerung von Waren unter Aussetzung von Zöllen und Steuern, die zoll- und steuerfreie Einfuhr medizinischer Ausrüstung sowie die Befreiung solcher Ausrüstung von Seezöllen ermöglichen.
3. Konjunkturmaßnahmen:
Der als historisch angesehene Konjunkturplan der französischen Regierung wird auf rund 100 Mrd. Euro geschätzt, wobei 40% des Konjunkturpakets vom Weideraufbaufond der Europäischen Union bereitgestellt werden.
Die restlichen 60% werden vom Staat und von der öffentlichen Investitionsbank (BPI) finanziert. Alle diese Anstrengungen wurden unternommen, um den erwarteten Rückgang des BIP im Jahr 2020 zu begegnen. Nach Angaben von INSEE ist das BPI im zweiten Quartal 2020 um 13,8% zurückgegangen.
Außerdem hat der französische Wirtschafts- und Finanzminister bereits Hilfen in Höhe von 460 Mrd. Euro angekündigt, die für dringende Maßnahmen, wie staatlich garantierte Kredite, Solidaritätsfonds und Kapazitätsaufbauprogramme für Factoring-Finanzierung bereitgestellt werden. Hinzu kommt auch eine gedeckelte Entschädigung bei Umsatzeinbußen für die fragilsten Wirtschaftseinheiten, wie die KMU.
Das Factoring-Volumen verzeichnete in Frankreich und in vielen anderen Ländern weltweit einen erheblichen Rückgang in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020. Laut dem ASF (Der französische Verband der spezialisierten Finanzunternehmen) ist die Factoring-Aktivität (Ankäufe) im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 10,2% zurückgegangen, in Zahlen ausgedrückt – 152.716 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2020 gegenüber 170.080 Mio. Euro im zweiten Halbjahr 2019.
Die Finanzierung offener Forderungen hat sich zwischen den beiden Halbjahren ebenfalls um 16,7% verringert – 45.170 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zu 54.226 Mio. Euro in 2019.
In gleicher Weise ist auch die Anzahl der Kunden von 37.280 im ersten Halbjahr 2019 auf 35.445 im selben Zeitraum 2020 um 4,9% leicht gesunken.
Im Juli 2020 haben die französische Regierung und Nationalversammlung auch die letzte eingeleitete Maßnahme verabschiedet – das Kapazitätsaufbauprogramm für Factoring-Finanzierung.
„Das Stärkungsmechanismus der Factoring-Finanzierung ist eine Ergänzung zu den Instrumenten, die die Regierung für Unternehmen zur Krisenbewältigung bereitstellt. Dies wird es Ihnen ermöglichen, von einer speziellen Förderung zu profitieren, sobald sie einen Auftrag annehmen, was für die wirtschaftlichen Erholung beitragen wird. Das ist eine innovative Reaktion, um Unternehmen bei der Wiederaufnahme ihrer Geschäfte zu unterstützen.“ (Übersetzung aus dem Originaltext von Bruno LEMAIRE, französischer Wirtschafts- und Finanzminister)
Diese Maßnahme betrifft das klassische Factoring und ermöglicht die Finanzierung von Unternehmen aus Industrie und Baugewerbe, sobald ein Auftrag bestätigt wird, wobei Wartezeiten auf Lieferung und Rechnungsstellung entfallen. Die Maßnahme ist bereits im letzten Sommer in Kraft getreten und gilt bis zum 31.12.2020. Zudem wird die Finanzierung ein Teil der staatlich garantierten Kredite sein, was zweifellos die Akzeptanz der Maßnahme fördern wird.
Es ist allen klar, dass sich die kostspieligen Maßnahmen früher oder später auszahlen müssen. Mit der Aussicht auf Impfstoffe scheint es trotzdem möglich (sogar wahrscheinlich), dass sich die Situation bis Mitte 2021 bessert. Dies sollte geschehen, bevor die Weltwirtschaft in den Abgrund versinkt, um eine endlose Welle von Zahlungsausfällen zu vermeiden. Die Regierungen, insbesondere die französische, setzen auf die Fähigkeiten der Pharmaingenieure, möglichst schnell ein Mittel gegen den Virus zu entwickeln. Auf diese Weise werden sie (unsere Regierungen) es schaffen, der Ausbreitung einer tödlichen Plage auf unseren Volkswirtschaften entgegenzuwirken. Wir drücken die Daumen, dass das eine genaue Vorhersage ist.
Dieser Artikel wurde in FCI's In-Sight Newsletter im November 2020 veröffentlicht.